Hallo
meine Lieben,
mein
Freund Jakob ist mich in meinem Urlaub für 7 Wochen besuchen
gekommen und so hatten wir genug Zeit, um Bolivien und seine schönen
Landschaften kennenzulernen. So auch die Salzwüste in Uyuni. Der
folgende Bericht ist von Jakob.
"Los
ging es an einem Mittwoch Vormittag. Als Treffpunkt wurde uns ein
gelbes Haus an einer Straßenecke nur wenige Gehminuten vom Zentrum
der Kleinstadt Uyuni beschrieben, welches aufgrund der eher farblosen
Natur seiner Nachbarschaft problemlos zu finden war. Um 10 Uhr hätten
wir jedenfalls dort zu sein. Nach der standardmäßigen
traditionell-bolivianischen Wartezeit von diesmal etwa 30 Minuten
traf dann auch unser Jeep samt Fahrer ein. In der Zeit hatte unsere
kleine Reisegruppe wenigstens Zeit sich untereinander vorzustellen.
Neben uns traten ein brasilianisches Ehepaar mittleren Alters und ein
Vater-Tochter-Gespann aus Israel (kein Paar mit auffallend großem
Altersunterschied, wie wir anfangs fälschlicherweise annahmen) die
3-tägige Tour durch die Salzwüste an. Das Gepäck war schnell auf
dem Dach des Geländefahrzeuges verstaut und verschnürt, und nachdem
jeder nochmal kurz pinkeln war, konnten
wir auch schon mit José, unserem Fahrer und Guide in einer Person,
am Lenkrad aufbrechen.
Unser
erstes Zwischenziel war schon nach kurzer Fahrt erreicht: El
cementerio de trens, der Zugfriedhof. Offensichtlich waren wir nicht
die einzigen, die an diesem Tag diese Tour geplant hatten, denn vor
der Aufreihung der verrosteten Lokomotiven und Wagons parkten bereits
30, 40, vielleicht 50 andere meist sogar baugleiche Jeeps, alle mit
der gleichen blauen Plane zur Befestigung des Gepäcks auf dem Dach.
Dementsprechend viele Touristen aus der ganzen Welt kletterten und
hüpften mit Kamera und Selfie-Stick bewaffnet auf den Zugwracks
herum. Der 20-minütige Stopp reichte
jedoch völlig aus, um das Gefühl zu bekommen, diese Attraktion zu
Genüge gesehen zu haben.
Nach
einem weiteren kurzen Halt bei einem Markt, der jedoch auch nicht
mehr oder weniger zu bieten oder ein anderes Angebot hatte als jeder
andere beliebige Markt in Bolivien, machten wir uns dann endlich auf
den Weg zur Salzwüste. Nachdem wir die geteerte Straße verlassen
hatten, wurde
der Untergrund auch schon zunehmend öder und weißer, bis wir uns
schließlich auf der bis zum Horizont reichenden und nahezu
schneeweißen Fläche der Salar de Uyuni wiederfanden.
Unser erster
Anlaufpunkt war das aus Salzblöcken bestehende Hotel Playa Blanca
mitten in der Wüste, wo wir reichlich Zeit zum Fotos machen hatten.
Nachdem alle Ideen zur Nutzung der makellos weißen Landschaft als
Fotoleinwand verwirklicht wurden, rief man auch schon zum im
Kofferraum des Jeeps aufgetischten Mittagessen. Wenn Bedarf zum
Nachwürzen bestand, griff man einfach auf den Boden, auf dem man saß
und streute sich das Salz über den Teller.
Die
nächste Fahrt über die Salzfläche, die nebenbei bemerkt besser zum
Befahren diente als die meisten Straßen in Bolivien, dauerte etwa
eine Stunde und wurde von den meisten im Auto für ein kleines
Nickerchen genutzt, da der Blick aus dem Fenster sowieso außer ein
paar Bergen am Horizont, hin und wieder ein anderer Jeep und
natürlich sehr viel weiß nicht sonderlich viel Abwechslung bot.
Dafür aber unsere nächste Station, ein kleiner, felsiger Hügel,
voll und ganz mit Kakteen bewachsen, die wie eine Insel aus dem
Salzmeer ragte. Durch den Kaktuswald führte ein Rundweg, von dem aus
man einen eindrucksvollen Ausblick auf die zugegebenermaßen etwas
eintönige, aber dennoch faszinierende Landschaft genießen konnte.
Mit
der Kaktusinsel war dann auch schon der letzte Punkt auf unserem
Tagesplan abgehakt, somit ging es nun wieder zum Rand der Wüste zu
unserem Nachtquartier, einem der Betitelung "Salzhotel"
entsprechend zum Großteil aus Salz errichtetem Bauwerk. Eingerichtet
war der Hauptraum der Unterkunft spartanisch mit Tischen und Hockern
ebenfalls aus soliden Salzblöcken. Zur Begrüßung wurden uns Kekse und Tee serviert und wir bekamen
jeweils eines der Zweibettzimmer zugewiesen. Bis zum Abendessen blieb
noch etwas Zeit, die von vielen der Ankömmlingen mit Kartenspielen
vertrieben wurde. Nach ein paar Spielrunden am Tisch mit unserer
kleinen Reisegruppe zogen wir zwei nochmal Schuhe an und machten uns
an den mühsamen Aufstieg auf den Hügel, an dessen Fuß das Hotel
lag, um von der Spitze aus den Sonnenuntergang ansehen zu können.
Völlig verausgabt mussten wir oben angekommen allerdings
feststellen, dass hinter diesem Berg uns ein noch größerer immer
noch den Blick auf die untergehende Sonne versperrte. Zudem mussten
wir uns jetzt auch noch beeilen, noch vor Einbruch der Dunkelheit
wieder nach unten zu kommen. Kurz bevor sich die absolute Schwärze
über die Wüste senkte und pünktlich zum Abendessen betraten wir
schließlich wieder das Haus.
Hereingebracht wurde das ausgesprochen
landestypische Gericht aus Pollo (Hühnchen), Reis, Papa fritas
(Pommes) und Platano fritas (frittierte Banane). Anschließend wurden
im Essenssaal wieder die Kartenspiele und zudem auch die ein oder
andere Flasche Wein ausgepackt. Wer wie wir noch nicht dazu gekommen
war, die im ganzen Hotel einzige Dusche zu nutzen, konnte sich jetzt
für 10 Bolivianos (ca. 1,40€) drei Minuten fließendes Wasser
erkaufen. In der Wüste muss man sowas eben akzeptieren, und wenn man
auf die Gesangseinlage unter der Dusche verzichten kann,
ist die Zeit durchaus ausreichend. Aufgrund der späten Stunde und
des langen Tages verabschiedeten sich die meisten Reisenden relativ
zeitnah auch schon ins Bett und Ruhe kehrte im Salzhotel ein.
Der
nächste Tag begann für uns wie am vorigen Abend angewiesen um 6:30
Uhr mit dem Frühstück, eine halbe Stunde später war Abfahrt. Die
Fahrt ging weiterhin durch Wüste, jedoch ab heute aus Stein und Kies
statt Salz. Wir passierten Herden von Lamas, Alpakas und Vikunjas
(sehen ähnlich aus wie Lamas und Alpakas), die trotz der kargen
Vegetation in den trockenen Gräsern und Büschen Futter finden, und
stoppten an einer mitten durch das Ödland von Horizont zu Horizont
verlaufenden Schienenstrecke.
Als nächstes auf der Tagesordnung
stand der Nationalpark Eduardo Abaroa
mit seinen durch aus den umliegenden Vulkanen stammenden Mineralien
verschiedenfarbigen Lagunen. Unser nächster Halt war jedoch erst
einmal fernab von jeglicher Sehenswürdigkeit. Unser Fahrer José
stieg aus, hielt kurze Zeit später ein auf der Straße liegendes
Radteil in die Luft und kündigte amüsiert an,
dass wir bald auf einen Jeep mit einem Problem treffen würden.
Besagtes Vehikel war kurze Zeit später auch schon gefunden. Die
Fahrer zeigten sich untereinander sehr solidarisch, so war unser
Fahrzeug schon das dritte, das zum Helfen angehalten hatte. Wir
stiegen aus und José half lachend beim nötigen Reifenwechsel mit.
Die dem Problem-Jeep zugehörigen Touristen, ebenfalls Deutsche,
erzählten uns, dass dies schon die zweite pannenbedingte
Fahrtunterbrechung an diesem Tag sei, und wir hatten noch nicht
einmal Mittag. Nach kurzer Zeit war das Auto wieder bereit zur
Weiterfahrt, jedenfalls für drei Minuten, wie die Fahrer meinten.
Was wir zunächst für einen Scherz hielten,
war wie sich wenig später herausstellte, keiner. So standen
Fahrzeuge und Insassen in gleicher Konstellation erneut nur ein paar
Kilometer weiter und guckten den vier Fahrern beim Einhämmern auf
den linken Hinterreifen zu. Diesmal schien das Problem jedoch
endgültig gelöst werden zu können, denn die Fahrt konnte
ohne weitere Zwischenfälle zu unserem nächsten planmäßigen Stopp
fortgesetzt werden.
Hinter der Einfahrt in den Nationalpark
erreichten wir auch schon bald die erste Lagune, Laguna Verde
(grün), die allerdings in einem Maße ausgetrocknet war, dass die
erwartete Farbe allenfalls erahnt werden konnte. Sie ist
nichtsdestotrotz von zahlreichen Flamingos bevölkert, die im
fischlosen Wasser nach Mikroorganismen als Nahrung fischen. Nach
einem Mittagessen mit Blick auf den See mit trotz des Wassermangels
noch immer eindrucksvollen Größe ging es weiter zu den Lagunas
Rojo und Honda, deren
Farbe ebenfalls an der Austrocknung litt, jedoch noch immer
faszinierende Panoramas boten.
Bevor
wir zu unserer Stätte für die Nacht fuhren, statteten wir noch
einer Ansammlung von bizarren Steinformationen einen Besuch ab, unter
der sich auch der árbol de piedra befand, einem Felsen, der
in seiner Form an einen Baum erinnert.
Wer
bei seiner Unterbringung auf einen gewissen Luxus nicht verzichten
kann, dem sei von dieser Tour durch die Wüste eindeutig abzuraten,
denn Komfort wird in den Wüstenhotels eher minimalistisch gehalten,
selbst Strom stehe nur abends für zwei Stunden zur Verfügung, wie
man uns ankündigte. Für eine Dusche, von der wieder auf dem
gesamten Grundstück nur eine vorhanden war, Wartezeiten sind somit
eine Selbstverständlichkeit, mussten wir ca. 100 m zu einem anderen
Gebäude laufen, wo uns diesmal immerhin sechs Minuten Duschzeit für
15 Bolivianos (ca. 2€) Gegenleistung angeboten wurden. Zum
Abendessen hatte man Spaghetti mit Tomatensoße vorbereitet, und so
ließen sich die Nachtgäste in dicke Pullis und Jacken eingepackt an
der langen Tafel im Hauptraum unserer Unterkunft nieder, der mit dem
Verschwinden der Sonne zunehmend kälter wurde. Die zur freien
Verfügung stehende Zeit nach der Mahlzeit wurde wieder mit
Kartenspiel verbracht, wobei erneut vermehrt nach der Weinflasche
gegriffen wurde, um sich wenigstens von innen etwas Wärme zu
verschaffen. Das gesellige Beisammensitzen wurde schließlich
pünktlich um halb elf mit dem Abstellen des Stromgenerators beendet
und das Erlischen der Glühbirnen zwang uns ins Bett, die zwei
Stunden waren vorrüber.
Für
den nächsten Morgen mussten wir unsere Wecker bereits auf vier Uhr
stellen, der Reiseplan für den letzten Tag erforderte einen frühen
Aufbruch. Somit quälte sich unser Zimmer noch vor Sonnenaufgang aus
den warmen Betten. Nach einem schnellen Frühstück versammelte sich
die Mannschaft zitternd um den Jeep, Nächte in der Wüste können
extrem kalt werden. Das Gepäck wurde ein letztes Mal auf dem Dach
befestigt und schon fuhren wir los zu unserem ersten Zwischenziel,
das wir mit den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne erreichten.
Schon von weitem konnte man die aufsteigenden Rauchsäulen im
Geothermalfeld sol de mañana ausmachen. Ursprung der
dicken, nach Schwefel riechenden Schwaden war eine Vielzahl von
größeren und kleineren Kratern, in denen eine siedend heiße,
grün-braune Flüssigkeit brodelte. Nicht weit entfernt wurde durch
ein aus dem Boden ragendes Rohrende einen künstlicher Geysir
erzeugt, aus dem mit einem lautstarkem Zischen heißer Dampf aus den
Tiefen der Erde in die Höhe schoss. Wer sich überwinden konnte,
sprang mit Anlauf durch die Rauchfontäne durch, was neben einem
kurzen Moment der Wärme einem auch einen strengen Geruch in die Nase
trieb.
Der
Kraterlandschaft folgte die Besichtigung einer weiteren Lagune, wo
schließlich Zeit für ein Gruppen-Selfie unserer mittlerweile
zusammengewachsenen siebenköpfigen Reisegemeinschaft war, die bei
unserem nächsten Stopp an der durch den Nationalpark verlaufende
chilenische Grenze auch schon wieder getrennt wurde. Das Ehepaar aus
Brasilian wollte ihre Reise in dem Küstenstaat fortsetzen und stieg
an der Grenzstation in einen Reisebus um.
Der
verbliebene Rest unserer Gruppe setzte die Fahrt zum Ort für die
Mittagspause fort, einem kleinen, idyllischen, durch ein Tal
fließenden Bach, der an jeder Stelle mit einem Schritt mühelos
überquert werden konnte. Wo sich der verzweigte Wasserlauf seinen
Weg durch die karge Landschaft bahnte, wuchs saftig grünes,
allerdings hartes und stacheliges Gras und kleine Büsche, an denen
Lamas knabberten. Unser Mittagessen nahmen wir also mitten der
grasenden Herde sitzend ein.
Nachdem wir uns noch einen Moment
ausgeruht hatten, traten wir die siebenstündige Rückfahrt nach
Uyuni an. Während wir nach drei Tagen die Wüste langsam wieder
verließen bot uns der Blick aus dem Fenster malerische Kulissen mit
flachen Flüssen, weitläufigem Buschland, Bergkämmen am Horizont
und unzähligen Lama- und Alpakaherden. Uns der Stadt annähernd,
passierten wir zudem mehrere kleine Ortschaften und Quinua-Felder,
auf denen die Trockenheit einen bedenklich großen Teil der Ernte
zerstört hatte.
Am
späten Nachmittag erreichten wir schließlich wieder unseren
Anfangspunkt in Uyuni. Es wurde Zeit, uns von unseren beiden
verbliebenden Mitreisenden und unserem Fahrer zu verabschieden und
zum Busterminal zu gehen, wir wollten noch am selben Abend nach
Potosí weiterreisen. Der Jeep, in dem wir die letzten drei Tage so
viele Stunden gesessen hatten und uns verlässlich einmal quer durch
die Wüstenlandschaft Boliviens gebracht hatte, verschwand hinter der
nächsten Straßenecke und unser Ausflug in ein Gebiet, das
größtenteils lebensfeindlicher nicht sein könnte, und dennoch ein
atemberaubend schöner Fleck der Erde ist, endete."
So, ich hoffe die Bilder und der Bericht konnten euch einen kleinen Einblick in Salar de Uyuni gewähren.Demnächst folgt noch ein Video über diese Tour.
Bis zum nächsten Post,
eure My ♥